Pflegepolitik aus der Praxis, für die Praxis!
Zu Allererst: Ich bin keine Pflege-Expertin. Aber man muss auch kein*e Expert*in sein, um zu erkennen, dass gute Pflege ein Grundpfeiler für einen gute Gesellschaft ist. Und gute Pflege braucht gute Pflegepolitik. Und darum unterstütze ich unsere Fachpolitiker*innen mit aller Kraft, weil’s halt wichtig ist:
Professionelle Pflege ist der ermächtigende Teil jeder Therapie. Sie will Lebensqualität durch größtmögliche Mobilisierung und Selbstständigkeit erhalten und zurückgewinnen. Professionelle Pflege arbeitet nach pflegwissenschaftlichen Erkenntnissen, erhält und erweitert eigene Kompetenzen, heilt Wunden und bringt nach Kräften Kraft zurück.
Professionelle Pflege geht weit über das landläufig unterstellte Waschen und Essen anreichen hinaus und ist bei Weitem mehr als die bloße Assistenz der Ärzteschaft.
Die Ausbildungen in der professionellen Pflege sind intellektuell, körperlich und psychisch anspruchsvoll. Eigentlich sollte jeder Moment optimal genutzt werden, um die zukünftigen Kolleg*innen auf ihre verantwortungsvollen Aufgaben vorzubereiten. Stattdessen laufen die Schüler*innen im klinischen Alltag oft nur mit, weil die Praxisanleitung auf den Stationen zusätzlich zum Tagesgeschäft geleistet werden soll.
In Bayern ist die Pflege immer noch eine weitgehend fremdbestimmte Profession: Obwohl sich die Mehrheit der Pflegenden für eine Kammer, eine echte berufsständische Vertretung also, ausgesprochen hat, wurde mit der Vereinigung der Pflegenden in Bayern ein Placebo etabliert, das am Tropf der Staatsregierung hängt.
Während die Ärzteschaft im Gesundheitswesen mit ihrer Kammer eine starke Vertretung hat und sich mit einer gewichtigen Stimme Gehör verschaffen kann, liegt die Organisationsquote bei der professionellen Pflege im unteren einstelligen Bereich, zersplittert auf über 30 Interessensvertretungen.
So kommt es zum Beispiel auch, dass wir trotz der Brisanz des Fachkräftemangels in der Pflege nicht einmal genau wissen, wie viele Pflegefachpersonen wir überhaupt haben.
Wenn wir den Pflegenotstand ernsthaft und nachhaltig lösen wollen, müssen wir die Attraktivität aller Berufsbilder der Profession auf mehreren Ebenen steigern.
Das bedeutet natürlich ein Gehalt, von dem es sich gut leben lässt, aber auch Arbeitsbedingungen, die ein erfülltes Leben überhaupt zulassen: Verlässliche Dienstpläne, vernünftige Personalbemessung und (gesellschaftliche) Wertschätzung, die über einen gelegentlichen Balkonapplaus hinaus geht.