Senior*innenpolitik – aber richtig!

Die Politik muss sich ernsthaft den Rahmenbedingungen stellen, die die Wirtschaft längst erkannt hat: während Senioren und Seniorinnen* als Wirtschaftsfaktor in vielen Bereichen bereits heftig umworben werden, bleiben sie im gesellschaftlichen Alltag oft ungesehen und unbeachtet.
Die Menschen in Bayern werden immer älter und wollen vollkommen zurecht bis zum Schluss am öffentlichen Leben teilnehmen. Ihre besonderen Bedarfe werden dabei leider immer noch häufig übersehen.

Die vollmündigen Versprechungen der Staatsregierung eines barrierefreien Bayerns bis 2023 werden in der Praxis allenfalls halbherzig umgesetzt. Nicht selten sind es verhältnismäßig kleine Dinge, die den Alltag senior*innentauglich machen: lesbare Hinweisschilder, hörbare Lautsprecheransagen, überwindbare physische Hürden, ausreichend Platz für Gehhilfen, gelegentlich ein bisschen Entschleunigung, Sitzgelegenheiten in Sichtweite, öffentliche Toiletten.

Tatsächlich jedoch zeigt unsere Leistungsgesellschaft gerade denen, die genug geleistet haben, oft die kalte Schulter. Wichtige Infrastrukturen werden außerhalb der Ortschaften auf die grüne Wiese verlegt, Mobilitätsangebote allenfalls an die Bedarfe der Berufstätigen angepasst, kulturelle Angebote sind gerade im ländlichen Raum rar und nicht selten unerschwinglich.

Die finanzielle Absicherung ist gerade für Frauen mit Ausfallzeiten durch geleistete Carearbeit mit „unzureichend“ nicht zu beschreiben.

Brauchen Menschen Betreuung oder gar professionelle Pflege, stehen sie vielerorts vor schier unlösbaren Herausforderungen: mobile Pflegedienste sind überlastet und schwer zu bekommen und familiäre Betreuung führt nicht selten zu Überforderung ganzer Familien.
Das meiste Geld fließt seitens des Staates jedoch nicht in die Pflegeinfrastruktur, sondern in ein rein symbolisches Landespflegegeld.
Komplizierte Anträge, Pflegegrade, fehlende Bescheinigungen sorgen für reichlich Rauschen im Blätterwald und verunsichern die, die eigentlich Verlässlichkeit brauchen.

Betreuung und Pflege sollten auch im Alter an individuelle Bedürfnisse angepasst sein und den Menschen in seiner Gesamtheit sehen und wertschätzen. Sensible Betreuung und Pflege nimmt Rücksicht auf Geschlechter, Zugehörigkeiten und auf die Liebe: wir versorgen auch Menschen mit Diskriminierungserfahrungen und leidvollen Erlebnissen mit §175.

Wohnen, Mobilität, Infrastruktur, Teilhabe, Versorgung: unsere Senior*innen haben in vielen Besseres verdient. Der Zusammenhalt einer Gesellschaft misst sich gerade am Umgang mit denen, die Unterstützung brauchen. Da sehen wir aktuell ziemlich alt aus.