Erdbeerfeld

Ich hatte einen freien Nachmittag. Ganz frei. Kein Job, kein Wahlkampf und so Sachen wie Haushalt und Garten müssen warten.

Es war so schönes Wetter und das Erdbeerfeld bei uns in der Nähe riecht bei jedem Vorbeigehen verführerisch.

Also bin ich hin. Und habe in sengender Sonne 10 Kilo Erdbeeren geerntet. Das dauert seine Zeit und man kann sich viele Gedanken machen.

Zunächst: Ich gehe nicht aufs Feld, weil die Erdbeeren dann billiger sind oder weniger gespritzt. Ich gehe aufs Erdbeerfeld, weil ich nicht vergessen will, dass unsere Erdbeeren, ebenso wie Spargel und einige andere Lebensmittel, über deren Preis wir uns gerne im Supermarkt ärgern, viel Arbeit mit sich bringen. Unter anderem die Ernte. Und das ist ein Knochenjob. Nach meinen zehn Kilo tut mir der Rücken ordentlich weh und heute, da ich meine Gedanken niederschreibe, spüre ich Rücken und Beine noch immer. Was ist eigentlich das Tagespensum eine*r Erdbeerpflücker*in? Und was verdienen diese Leute? Oxfam hat das ganz aktuell untersucht, hier ist der Bericht

Horrende Kosten für die Unterkunft, eine unredliche Verquickung von Akkord-und Stundenlohn und nicht ausreichende Sozialversicherung. Das sind Zustände, die es in Deutschland nicht geben darf.

Und nein, das ist nicht (allein) die Verantwortung von Verbraucher*innen und Markt. Da muss die Politik tätig werden.

Das war ein Teil meiner Gedanken auf dem Feld. Die anderen hatten mit den am Strauch vertrockneten Erdbeeren zu tun. Wir haben seit Wochen kaum Niederschläge. Selbst meine Wiese wird braun, die gemähten Rasenflächen der Gemeinden, die nicht gießen ohnehin. Die Sonne brennt bei über 30 Grad vom Himmel.

Wollen wir jetzt noch die Gedanken zusammenführen? Ich bin nach einer guten halben Stunde weitergezogen.

Die Erntehelfer*innen arbeiten 10 Stunden am Tag und ich glaube, dass trotz Mietpreisen von bis zu 40 EUR/qm gibt es da keine Klimaanlage, keinen schattigen Garten.

Ich will niemandem seine Erdbeeren vermiesen, ich gönne sie jedem, aber wir dürfen nicht die vergessen, die uns diesen Genuss ermöglichen.

Fairer Löhn für harte Arbeit und faire Preise für hochwertige Produkte. Anders geht es nicht. Nicht für Erntehelfer*innen, nicht für Landwirt*innen und nicht für uns alle. Nur gemeinsam und solidarisch können wir noch aus der Krise kommen.

Aber etwas Schönes dann auch noch: