Wer ich bin?
Eine Vita beginnt ja mit der Geburt. Und eine Lebensgeschichte beginnt mit der Herkunft.
Wenn man mich fragt: Ich komme von hier. Ich bin in Pentenried aufgewachsen und lebe, abgesehen von einer kurzen Gautinger Episode in meiner Jugend, auch schon immer dort. Der Grund, warum ich in Pentenried lebe und es für mich so sehr Heimat ist, liegt in meinen Großeltern. Meine Großeltern sind nicht in Pentenried geboren oder aufgewachsen. Sie kommen ursprünglich aus dem Sudetenland. Aus Graslitz, dem heutigen Kraslice.
Meine Großmutter floh zusammen mit meiner Tante und schwanger mit meiner Mutter nach Westen. Auf der Flucht wurde meine Mutter geboren und meine Großmutter kam mit einer kleinen Tochter und einem Säugling in Bayern an. Gefreut hat sich über die drei niemand. Aber sie wurden untergebracht, und als mein Großvater zu ihnen stieß wurde ihnen als Ziel der Landkreis Starnberg zugeteilt. Hier bekamen sie die Möglichkeit, Grund zu erwerben, um sich ein Haus zu bauen und den Garten zur Selbstversorgung anzulegen.
Meine Großeltern wählten, wie viele Heimatvertriebene, Pentenried und bauten unter vielen Entbehrungen unser Haus. Das Haus in dem ich leben darf.
Bei allem objektiven Glück, also eine neue Heimat gefunden zu haben und sich ein finanziell abgesichertes Leben aufbauen zu können, haben meine Großeltern einen hohen Preis bezahlt: Den Verlust der Heimat und eine fluchtbedingte posttraumatische Belastungsstörung meiner Großmutter. Darüber hinaus verlief die Geburt meiner Mutter nicht reibungslos, sodass sie mit einer Gehbehinderung ins Leben startete.
Ich hatte eine gute Kindheit.
Ich durfte als Erste in unserer Familie das Gymnasium besuchen und, allerdings erst viel später, einen Master-Abschluss in Geschichte an der LMU erlangen. Und hier kann ich in meine politische Vita einsteigen:
Mit einer Studienfachkombination Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie und Geschichte kann frau vieles werden: Taxifahrerin zum Beispiel. Oder Politikerin.
Zum Glück hatte ich nach meinem Abitur vorgebaut, um einem soliden Broterwerb nachgehen zu können. Neben den genannten, eher brotlosen Studiengängen kann ich auf eine Ausbildung in einer Steuerkanzlei und einige IHK-Abschlüsse wie zum Beispiel Personalkauffrau zurückgreifen. Damit gerüstet konnte und kann ich mich, wo nun die tägliche Semmel gewährleistet ist, Dingen widmen, wie zum Beispiel Parteiarbeit und Kommunalpolitik. Beides verschafft zwar viel Kurzweil, aber leider keine Reichtümer.
Genau gesagt verdiene ich momentan die Brötchen für mein Pferd, die Katzen, den Hund, die Kaninchen, die Hühner und wechselnde Wildtiere, die nur zu Gast sind, im Wissenschaftsmanagement der LMU, aktuell in einem Sonderforschungsbereich zur Entwicklung des Lebens. Dafür sitze ich im Departement für Physik und kann viele Vorurteile, vor allem über theoretische Physiker*innen, bestätigen.
Wir sind nämlich die Coolen: Die Experimental-Physiker*innen. Also, meine Wissenschaftler*innen. Ich bin die Coole im Büro und Herrscherin über die Finanzen.
Wenn ich nicht an der Uni bin oder in verschiedensten parlamentarischen und politischen Sitzungen, bin ich am liebsten in Garten, Küche und Natur. In der Natur bedeutet vor allem Bergwandern und Reiten. Das brauche ich als Ausgleich zu dem sozial teilweise fordernden politischen Engagement und genieße es, meinen Gedanken nachhängen zu können. Garten und vor allem Küche sind eine hervorragende Gelegenheit, etwas Praktisches und Produktives zu tun, statt nur mit Zahlen zu arbeiten oder zu diskutieren.
Wenn ich nun Eines in meiner politischen Arbeit als Gemeinde- und Kreisrätin gelernt habe, dann dass es in unserer Welt nicht immer gerecht zugeht. Und dass diese Ungerechtigkeit oft durch die Strukturen in unserem Land verstärkt wird.
Und ich habe schnell merken müssen, dass ich politisch sehr, sehr dicke Bretter bohren muss, damit sich etwas ändert. Geduld ist jedoch nicht eine meiner herausragenden Eigenschaften und ich handle lieber als lange zu reden.
So kam ich zum ehrenamtlichen Engagement. Das Ehrenamt ist es nämlich, das verfehlte Politik auffangen muss. Und wenn ich so schnell politisch nichts ändern kann, dann eben so.
Soziale Ungleichheit beginnt schon sehr früh, also begann ich im Waisenhaus München Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Denn so gut die Betreuung dort ist, 8-10 Kinder pro Gruppe lassen keine Förderung zu, wie sie ein Einzelkind im konservativen Familienbild mit der Mutter in der reinen Hausfrauenrolle bekommen kann.
Doch mit Corona fiel diese Tätigkeit weg, doch die nächste lag auf der Hand: Auch die Tafeln mussten schließen und die eklatanten Lücken unseres Sozialsystems kamen an den Tag. Es gab und gibt viele Menschen, die nur mit Hilfe nicht-staatlicher Unterstützung durch Ehrenamtliche über die Runden kommen. So kam ich zur Caritas, die in dieser Zeit ihre Suppenküchen ausweitete und durfte bis Ende 2022 bei der Korbiniansküche aushelfen.
Doch es gibt noch so Vieles, wo mensch sich einbringen kann. Es werden stets Schöffenrichter*innen gesucht und auch im Tierschutz wird jede Hand gebraucht. Dort bringe ich mich ein, doch es gäbe noch so vieles mehr.
Da der Tag nur 24 Stunden hat und ich auch meine Kompetenzen realistisch betrachte, ist mein Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr Krailling auf eine Fördermitgliedschaft und politische Unterstützung sowie Mithilfe bei Veranstaltungen beschränkt. Ähnlich verhält es sei bei den Organisationen, die ich (vorwiegend) finanziell unterstütze.